Digital Health – Gekommen, um zu bleiben

Portrait Carlos Garcia

Portrait Carlos Garcia

Digital Health – Gekommen, um zu bleiben

13.05.2022

 

Digitale Gesundheitsdaten, Roboter in Spitälern, Arztkonsultationen im Wohnzimmer und mehr. Futuristisches Wunschdenken oder bereits der Anfang eines fortschrittlichen Schweizer Gesundheitswesens? Carlos Garcia, ICT-Architekt beim Ente Ospedaliero Cantonale (EOC) und gleichzeitig Präsident der Stammgemeinschaft e-Health Ticino (eHTI), klärt auf, wie die Digitalisierung im Schweizer Gesundheitswesen voranschreitet.

Herr Garcia, heute liegt auf dem Tisch meiner Ärztin oder meines Arztes eine Mappe loser Blätter mit meinen gesundheitsbezogenen Informationen, während sie oder er handschriftlich meine Symptome auf ein neues Blatt notiert. Gehört diese Situation bald der Vergangenheit an?

Das würde ich so nicht unterschreiben. Das Schweizer Gesundheitswesen ist noch nicht so weit. Es hat aber riesiges Potenzial, in Sachen Digitalisierung aufzuholen. Im Digital-Health-Index, welcher den Stand der Digitalisierung bei 17 ausgewählten Ländern analysiert, belegt die Schweiz nämlich einen der letzten Ränge (Platz 14 von 17). Da wird sich in naher Zukunft einiges tun. Aber sagen wir mal so: Roboter und Dr. Google werden auch dann sicher nicht alleine agieren. Der menschliche Kontakt und Austausch ist und bleibt fundamental in der Gesundheitsversorgung und -vorsorge.

Ist die Schweiz überhaupt bereit für die Digitalisierung des Gesundheitswesens?

Die Bereitschaft, die Digitalisierung voranzutreiben ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Auch die Pandemie hat eine entscheidende Rolle gespielt und das Ganze beschleunigt. Die Frage ist nicht mehr, ob wir bei der Digitalisierung mitmachen, sondern wann wir wie viel investieren. Es gibt keinen Weg drum herum. Leistungserbringer, also beispielsweise Ärztinnen und Ärzte oder Pflegefachpersonal, haben nämlich gemerkt, dass zum Beispiel die Digitalisierung von Prozessen Entlastung bedeutet. Gerade bei repetitiven Arbeiten können Ressourcen dank Services und Automatismen eingespart bzw. für Wichtigeres eingesetzt werden. Begünstigt wird diese Entwicklung auch von der Politik. Neben der Einführung des elektronischen Patientendossiers laufen aktuell mehrere Vorstösse, die sich damit beschäftigen, wie die Digitalisierung gefördert werden kann.

Wo sehen Sie das grösste Potenzial?

Bei der digitalen, sicheren und datenschutzkonformen Übermittlung medizinischer Daten für eine bessere Versorgung. Das Ziel ist, Transparenz zu schaffen, Kosten zu sparen und Zeit zu gewinnen. Zeit, die in die Behandlung von Patientinnen und Patienten investiert werden kann. Wir müssen aus dem Diskurs herauskommen, dass es geschlossene Akten für jede einzelne Ärztin und jeden einzelnen Arzt gibt. Die Kommunikation unter Leistungserbringern muss gefördert werden – natürlich auf eine sichere Art und Weise und so, dass unterschiedliche Systeme damit zurechtkommen. Das Stichwort lautet hier Interoperabilität. Letztendlich entscheidet die Patientin oder der Patient, wen sie oder er bevollmächtigt, die persönlichen Gesundheitsdaten einzusehen. Sie rücken immer mehr ins Zentrum, verantworten ihre Gesundheit mit und stehen stets im Austausch mit den Gesundheitsfachpersonen, die sie auf dem Behandlungsweg begleiten.

Wie muss sich die Infrastruktur entwickeln, damit die Datenübermittlung nutzbringend und vertrauenswürdig stattfinden kann?

Als ICT-Architekt achte ich drauf, dass die Infrastruktur sicher und schnell anpassbar ist und selbstverständlich allen Datenschutzvorgaben gerecht wird. Ich sage bewusst schnell anpassbar, weil die Entwicklung von Computersystemen rasant voranschreitet. Waren es früher Jahre, dauert es heute wenige Wochen, bis Neuerungen eingeführt werden können. Das ist besonders fürs Gesundheitswesen wichtig: Systeme müssen laufend optimiert und weiterentwickelt werden, um den wandelnden Bedürfnissen aller Akteure und Bürgerinnen und Bürger gerecht zu werden.

Sie tragen auch den Hut als Präsident von e-Health Ticino. Welches Ziel verfolgen Sie mit der Stammgemeinschaft?

Wir wollen der Tessiner Bevölkerung die Möglichkeit geben, ein persönliches elektronisches Patientendossier zu führen. Das ist das Ziel, das wir in der gesamten Schweiz anstreben müssen. Es ist nicht einfach, dessen bin ich mir bewusst. Mit der Post und ihrer E-Health Plattform haben wir eine vertrauenswürdige Partnerin und zuverlässige Lösung, mit der die Tessinerinnen und Tessiner in naher Zukunft Zugang zu ihren Gesundheitsdaten haben werden.

Was hat die Post mit dem Schweizer Gesundheitswesen zu tun?

Im Video erzählt Carlos Garcia mehr zur Zusammenarbeit mit der Post.

  • Mutig, motiviert und ein Macher: Carlos Garcia

    Immer auf der Suche nach neuen Challenges und keine Angst, seine Komfortzone zu verlassen – das ist Carlos Garcia. Ein Moment, den er unbedingt wieder erleben möchte? Das Ende seines allerersten Half Ironmans: «Ich kriege Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment denke.» Seit 17 Jahren arbeitet er als ICT-Architekt beim EOC Lugano und treibt seit fünf Jahren als Präsident der Stammgemeinschaft e-Health Ticino die Digitalisierung des Gesundheitswesens voran. Was er gerne tut? Lösungen entwickeln – und das jeden Tag aufs Neue.

    Portrait Carlos Garcia

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