«Niemand will für Logistik bezahlen»

Switcher CEO Marc Joss

Switcher CEO Marc Joss

«Niemand will für Logistik bezahlen»

Switcher ist zurück. Die Schweizer Modemarke feiert ihr Comeback. Im Interview spricht CEO Marc Joss über nachhaltige Mode, Logistik und neue Herausforderungen im Markt.

Was war Ihre Motivation, mit Switcher ein Comeback zu wagen?

Switcher ist ein Leuchtturm in der Schweizer Textilbranche – was Nachhaltigkeit betrifft sogar weltweit. In den 90ern setzten wir Benchmarks in diesem Bereich. Das wollte ich nicht einfach aufgeben. Zudem stellte ich fest, dass einfache Basic-Produkte, die unserer Philosophie von Nachhaltigkeit entsprechen, am Markt fehlen.

Welche Herausforderungen begleiten das Revival?

Früher kannten uns 92 Prozent der Menschen in der Schweiz. Dann waren wir vier Jahre lang nicht am Markt. In dieser Zeit hat er sich stark verändert, mit vielen neuen Labels. Da wartet niemand auf einen, man beginnt wieder bei null.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit hat sich viel verändert.

Das stimmt. Vor 30 Jahren, als wir mit Switcher starteten, hat sich niemand für Nachhaltigkeit interessiert. Das ist heute anders. Nachhaltigkeit zählt nun zu den minimalen Anforderungen an ein Produkt – für mich jedenfalls.

Wo setzt Switcher heute Akzente?

Unser USP im Bereich Nachhaltigkeit ist die vertikal organisierte Produktion in Indien. Alle Produktionsschritte finden innerhalb von nur 15 Kilometern statt. Der Weg der Rohstoffe ist extrem kurz, einzig der Schiffstransport in die Schweiz ist lang.

Sie erwähnen die Switcher-Philosophie. Was steckt dahinter?

Unser Slogan ist derselbe wie früher: «Made with Respect». Unsere Kundinnen und Kunden erhalten hochwertige Mode, deren Produktion 100 Prozent rückverfolgbar ist und extrem hohen Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht wird. Aus unserer Sicht nicht nachhaltig ist ein T-Shirt aus zertifizierter Biobaumwolle, das nach wenigen Waschgängen auseinanderfällt. Unsere Produkte sollen möglichst lange getragen werden können.

Langlebige Mode – geht der Trend aktuell nicht in eine andere Richtung?

Teils ja, mit Fast Fashion etwa. Aber mit Switcher waren wir nie in diesem Segment. Unser Zuhause ist das mittlere Preissegment. Das heisst: Unsere Kundinnen und Kunden sind 30 plus und bereit, für gute Qualität zu bezahlen.

Wie erreichen Sie heute Ihre Kundinnen und Kunden?

Unser wichtigster Verkaufskanal ist der B2C-Onlineshop. Daneben gibt es unsere Produkte in rund 60 Geschäften zu kaufen, wobei wir für eigene Geschäfte aber zu klein sind. Und wichtig ist natürlich auch das B2B-Geschäft. Dort beliefern wir Agenturen, Drucker oder Sticker, die unsere Produkte weiterverarbeiten.

Das Onlinebusiness stellt neue Herausforderungen an die Logistik. Wie ist Switcher organisiert?

Logistik ist ein grosser Kostentreiber. Wir haben sie Inhouse organisiert und überall auf Nachhaltigkeit getrimmt. Dasselbe gilt für die Post, unsere Versandpartnerin Nummer eins. Sie macht extrem viel in diesem Bereich. Das Problem ist, dass niemand für Logistik zahlen will. Das stellt für unsere Kalkulation eine Herausforderung dar – insbesondere wenn auch Retouren einberechnet werden müssen.

Wie werden Retouren gehandhabt?

Zum Glück ist unsere Rücklaufquote sehr gering, deutlich unter 10 Prozent. Das liegt daran, dass wir viele Stammkundinnen und -kunden haben. Sie kennen ihre Kleidergrösse und bestellen gleich das Richtige. Ansonsten legen wir natürlich auch da Wert auf Nachhaltigkeit: Alle Kartons werden bis zum geht nicht mehr wiederverwertet. Das spart nicht nur Kosten, sondern ist auch umweltfreundlich.

Wo steht Switcher in fünf Jahren?

Der Textilmarkt wird in den kommenden Jahren hart umkämpft bleiben. In der Schweiz soll die Marke Switcher wieder eine möglichst grosse Bekanntheit geniessen für nachhaltig produzierte Basic-Mode von hoher Qualität. Auch wollen wir in Deutschland und Österreich Fuss gefasst haben – unser Onlineshop wird derzeit dafür fit gemacht.