Automatisierung mit Kopf. Und mit Herz.
Wann macht Automatisierung Sinn? Am lauschigen Ufer der Reuss trafen sich Richard Merz, CEO von Velo- und Sportartikel-Lieferant Fuchs-Movesa, und Beatrice Erhard-Meier, Account Managerin der Post, zum Gespräch über neue Technologien, Lagerlogistik und Mitarbeitermotivation.
Richard Merz, Sie sind auf dem E-Mountain-Bike unterwegs. Ist diese Art von Automatisierung des traditionell muskelbetriebenen Velofahrens nicht ein Widerspruch?
Die Elektrifizierung ist kein Widerspruch, sondern eine Unterstützung. Auch wenn es kitschig tönt: Das E-Mountain Bike hat mein Leben verändert. Ich kann jede Fahrt in vollen Zügen geniessen, jeden Berg erklimmen, ohne im Frühjahr mühsam die Muskeln dazu aufzubauen. Die neue Technologie verschafft Freiheit. Ausserdem lassen sich damit – und das zeigen die Verkaufszahlen – viel mehr Menschen für den Sport begeistern.
Das «automatisierte» Biken wirkt sich also auch positiv auf Ihr Unternehmen aus…
Die Velobranche boomt, jedes dritte verkaufte Velo ist inzwischen ein E-Bike. Punkto Absatzsteigerung sind die E-Mountainbikes Spitzenreiter; 45‘000 neue E-Mountainbiker konnten im letzten Jahr gewonnen werden. Das spüren wir als Partner und Zulieferer der Fahrrad- und Sportindustrie natürlich.
Haben Sie sich deshalb für den Lagerumbau entschieden?
Das Wachstum der Branche zusammen mit den Veränderungen am Markt hat uns dazu veranlasst, über die Bücher zu gehen. Das richtige Produkt zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben, ist in unserem Business matchentscheidend. Unsere traditionelle Lagerlogistik ist dabei an ihre Grenzen gestossen.
Das richtige Produkt zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben, ist in unserem Business matchentscheidend.
Richard Merz, CEO Fuchs-Movesa
Schneller dank Autostore
Sie haben sich mit dem Autostore für eine hochautomatisierte Lösung entschieden. Passt das zur Philosophie eines Familienunternehmens?
Es ist wie beim E-Mountainbike. Die Automatisierung wirkt unterstützend. Es gibt Bereiche, in denen der Mensch in unserem Metier nie ersetzt werden wird – beispielsweise in der Beratung und im Kundendienst. Ich behaupte sogar: Der Mensch wird in einer digitalen Welt immer wichtiger. Aber um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir bei gewissen Abläufen effizienter werden.
Gab es Seitens Ihrer Mitarbeitenden keine Widerstände gegen den Autostore?
Anfangs gab es nebst den positiven Reaktionen auch Skepsis und Vorbehalte. Viele hatten Angst davor, mit Software und Robotern arbeiten zu müssen. Und natürlich gab es die Befürchtung, dass Arbeitsplätze verloren gehen.
Wie erhält man einen Versandbetrieb während eines Lagerumbaus aufrecht? Das tönt nach einer Herkulesaufgabe...
Ich nenne es ein Monsterprojekt. Eines, das wir nur dank unserem grossartigen Team geschafft haben. Wir mussten zwei Drittel unseres Lagerbestandes ausräumen. An neun Samstagen haben wir das Material in ein 1200 m2 grosses Festzelt gezügelt. Insgesamt vergingen vom Entscheid bis zur Inbetriebnahme rund 15 Monate.
Sie haben also ganz schön viel in den Autostore investiert. Hat es sich gelohnt?
Ja. Wir sind viel schneller geworden. Im Vergleich zu vor fünf Jahren verarbeiten wir 60 Prozent mehr Bestellungen – und zwar in der gleichen Zeit, ohne temporäres Personal. Zudem haben wir 40% Lagerkapazität eingespart und unsere Fehlerquote ist verschwindend klein. Das schlägt sich in einer sehr hohen Kundenzufriedenheit und weniger Retouren nieder.
Früher ging der Mensch zur Ware, heute kommt die Ware per Roboter zum Menschen.
Richard Merz, CEO Fuchs-Movesa
Und wie ist das Echo seitens der Mitarbeitenden?
Heute sind sie stolz darauf, in einem so modernen Unternehmen zu arbeiten. Die körperliche Belastung und die Wegstrecken haben stark abgenommen. Früher ging der Mensch zur Ware, heute kommt die Ware per Roboter zum Menschen. Die Einführung des Autostores hat sich also positiv auf die Mitarbeitermotivation ausgewirkt.
Den Autostore würden Sie also bedingungslos weiterempfehlen?
Nein, sonst hätte ich ja keinen Wettbewerbsvorteil mehr (lacht). Scherz beiseite; ich bin begeistert von unserem Lager. Es wäre aber falsch, sein Lager zu modernisieren, nur weil es innovativ ist.