Digitale Partnerschaft mit dem Jura

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Der Kanton Jura wird zu 100 Prozent Digital

Fotografie Véronique Hoegger

Traditionen sind im Jura stark verankert, dennoch denkt der Kanton an seine Zukunft. Vor Kurzem ist die jurassische Regierung mit der Post eine neuartige, digitale Partnerschaft eingegangen. Ziel ist es, die Bevölkerung bei der Nutzung des virtuellen Schalters des Kantons zu unterstützen.

Der Zug fährt an imposanten Felswänden vorbei, durchquert ausgedehnte Weiden- und Waldlandschaften – und erreicht schliesslich Delsberg, die Hauptstadt des Kantons Jura. Dort sind wir mit Matthieu Lachat, dem Leiter des kantonalen Informatikdienstes, verabredet. Er stellt uns das innovative und ultramoderne Projekt vor.

Eine neuartige Dienstleistung

Die Digitalisierung ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken, weder bei administrativen Tätigkeiten noch bei alltäglichen Dienstleistungen. Trotzdem haben etwa 30 Prozent der jurassischen Bevölkerung Mühe mit der «Digitalisierung» der Kantonsverwaltung, weil ihnen das Wissen oder das Vertrauen fehlen. Im Rahmen der Partnerschaft mit dem Kanton Jura unterstützt die Post die jurassische Bevölkerung bei der Bedienung des virtuellen Schalters. Dieser bietet etwas weniger als 100 Onlinedienstleistungen an: die Steuererklärung erfassen, einen amtlichen Auszug bestellen, eine Bewilligung anfordern oder einen Termin für die Fahrzeugkontrolle vereinbaren. Je nach Bedarf werden weitere Aktivitäten angeboten, wie etwa das Fischereipatent beantragen oder das Kind für ein Sommersportlager anmelden. Die Kundenberaterinnen und Kundenberater der insgesamt 17 Filialen der Post im Jura wurden speziell geschult. Sie stehen interessierten Bürgerinnen und Bürger beratend zur Seite, unterstützen sie bei der Registrierung und zeigen ihnen, wo sie etwas finden können.

Die direkte Unterstützung der Bevölkerung ist das beste Mittel, um den kantonalen digitalen Graben zu überwinden.

Matthieu Lachat, Leiter des Informatikdienstes des Kantons Jura

Das moderne Leben wird digital

Das Pilotprojekt begann im vergangenen Jahr in drei Filialen der Post im Bezirk Freiberge. Aufgrund der positiven Ergebnisse mit über 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatte der Kanton entschieden, das Angebot ab Februar 2023 bis November 2023 auf alle 17 jurassischen Postfilialen auszudehnen. Weiter hat sich die jurassische Regierung zum Ziel gesetzt, dass die Bevölkerung bis 2025 hauptsächlich die digitalen Dienstleistungen des Kantons nutzen soll. Bei 73 709 Einwohnerinnen und Einwohnern ist das eine ziemlich grosse Herausforderung. Die Post hat die Aufgabe übernommen, die Dienstleistungen bekannt zu machen, bei der Registrierung oder der Nutzung des Angebots zu helfen oder auch Anfragen weiterzuleiten.

Eine gewinnbringende Verbindung

Das innovative Projekt zahlt auf die Strategie der Post ein, ihr Filialnetz für externe Partner zu öffnen. «Die Post möchte ihre Filialen zu Dienstleistungszentren ausbauen, die die regionale und kantonale Wirtschaft und Geschäftstätigkeit unterstützen», erklärt Jean-Luc Payot, Leiter der Region Genf-Jurabogen bei PostNetz. Das Volumen der Postgeschäfte nimmt ab, die Post befindet sich in einem Wandel und erweitert ihre Dienstleistungen. «Diese gewinnbringende Partnerschaft mit dem Kanton Jura zeigt, dass im Service public neue Bedürfnisse bestehen und wir in der Lage sind, darauf zu reagieren», sagt Jean-Luc Payot. Die Post ist im Kanton Jura fest verankert. «Für uns ist diese Vernetztheit essenziell, damit wir unsere Dienstleistungen für unsere Bürgerinnen und Bürger nutzbar machen können», erklärt Matthieu Lachat, Leiter des Informatikdienstes des Kantons Jura. «Im Gegenzug tragen wir dazu bei, die Filialen der Post zu beleben. Auch die Kantonsbevölkerung profitiert. Sie verfügt nun über direkte Ansprechpersonen im ganzen Kanton, die ihre Fragen während der Filialöffnungszeiten beantworten».

Der Jura ist ein Pionier

«Der Kanton Jura ist für seinen Innovationsgeist bekannt», erklärt Matthieu Lachat. «Er ist der erste Kanton, mit dem die Post im Rahmen ihrer Netzöffnungsstrategie einen Vertrag mit einer Behörde unterzeichnet hat.» Die gute Verbindung zwischen dem 26. Kanton und der Post besteht schon lange. «Unsere Zusammenarbeit mit der Post hat Tradition. Wir nutzen seit über zehn Jahren die SwissID – und waren die erste Verwaltung, die dies tat.» (A. d. R.: Die SwissID ist eine Dienstleistung der Post. Es handelt sich um die erste schweizweite gesicherte digitale Identität.)

Ein Blick in die Zukunft

Andere Kantone und Gemeinden haben bereits Interesse am jurassischen Modell gezeigt. Die Post öffnet im Rahmen der Strategie «Post von morgen» ihr Filialnetz für Behörden und andere Drittanbieter. Sie entwickelt ihre rund 800 eigenbetriebenen Filialen zu regionalen Dienstleistungszentren weiter.

Der Kanton Jura in Zahlen
«Post von morgen»