Innovative Logistiklösungen

Recycling einer Platine

Recycling einer Platine

Innovative Logistiklösungen

Text Diana Busch | Fotografie Annick Ramp

Nachhaltiger Business Case: Wie eine smarte Logistik­lösung den Alltag vereinfacht und Elektroschrott reduziert — Retouren zu Hause im Milchkasten aufgeben, statt sie auf die Filiale der Post zu bringen: Für Kundinnen und Kunden von Swisscom und Sunrise UPC macht eine innovative Logistiklösung der Post genau das möglich. Die beiden Unternehmen sparen damit Kosten und entlasten die Umwelt.

Es ist nichts Neues, dass Kundinnen und Kunden ihre Nespresso-Kapseln bequem und kostenlos im Milchkasten deponieren können und die Post sie abholt. Doch defekte Internet-Router und TV-Boxen? Auch sie können im Milchkasten aufgegeben werden. Und PET-Flaschen? Nimmt die Post ebenso mit.

Für Partnerunternehmen bietet die Post diese Abhollösung in der ganzen Schweiz an. Kundinnen und Kunden sparen sich so den Weg zur Filiale der Post oder zum Recyclingcontainer. Für die Unternehmen ist die Logistiklösung wirtschaftlich interessant. Gleichzeitig entlastet sie die Umwelt: Der Rücklauf an Material nimmt zu und der CO₂-Ausstoss sinkt. Elektrische Geräte werden aufgefrischt (Englisch: Refurbishment) und weiterverwendet. Die Recyclingquote steigt. Ziel ist es, Ressourcen so lange wie möglich mit höchstmöglichem Wert in Gebrauch zu halten – eine Grundlage der Kreislaufwirtschaft, die eine nachhaltige Alternative zum bestehenden linearen Wirtschaftsmodell bildet. Die Kreislaufwirtschaft steht in der Schweiz noch am Anfang, doch sie birgt enormes Potenzial, auch in der Logistik. Dies nicht zuletzt, weil sie einen funktionierenden Business Case bietet.

Kundenbedürfnisse führen zu neuen Lösungen

Swisscom hat 2019 als erste Telco-Firma die Abhollösung für Privatkundinnen und -kunden eingeführt, Sunrise UPC ein Jahr später. Wenn der Internet-Router oder die TV-Box kaputt ist, erhalten Kundinnen und Kunden von einem der beiden Telco-Anbieter ein Ersatzgerät. Handelt es sich um ein neueres Modell, liegt im Paket eine Rücksendeetikette für das defekte Gerät. Dieses wird verpackt in den Milchkasten gelegt, ohne es vorher anzumelden. Die Postbotin oder der Postbote nimmt es bei der nächsten Briefzustellung mit. «Wir vereinfachen das Leben unserer Kundinnen und Kunden und ersparen ihnen den Weg zur nächsten Filiale der Post», sagt Yvonne Bähler, Supply Chain Project Manager bei Swisscom. «Das ist unsere grösste Motivation.» Auch für Sunrise UPC steht der Kundennutzen im Mittelpunkt. «Wir haben die Lösung gerade vor der Pandemie umgesetzt – perfektes Timing für unsere Kundinnen und Kunden», so Venhar Fazliu, Head of Logistics von Sunrise UPC.

Davor waren Retouren für Kundinnen und Kunden deutlich aufwändiger und für die Telco-Firmen teurer. Denn jeder Router und jede TV-Box kamen einzeln zurück – das Porto für die Rücksendung übernahmen die Anbieter. «Die neue Lösung lohnt sich für uns finanziell, da die Geräte gesammelt zurückkommen», so Yvonne Bähler.

Zuerst hat die Post drei bis vier defekte Geräte in Boxen gesammelt und an die Telco-Anbieter geliefert, später ist sie dann auf Rollcontainer mit deutlich höherer Kapazität umgestiegen. Die optimierte Lösung ist damit nicht nur effizienter, sondern auch nachhaltiger.

Aus defekten werden neuwertige Geräte

«Wir schätzen, dass sich der Rücklauf der defekten Internet-Router um 20 Prozent gesteigert hat», erklärt Yvonne Bähler. «Rund 80 Prozent dieser Geräte können wir ein zweites Leben schenken.» Bei Swisscom und Sunrise UPC frischen externe Refurbisher die Retouren auf und verwandeln sie in neuwertige Geräte. Die Refurbisher prüfen und aktualisieren die Software, löschen Kundendaten, reparieren, polieren und verpacken die Geräte. Nach dem Auffrischen sind die Router und TV-Boxen so gut wie neu und gelangen wieder in den Umlauf. So müssen die Telco-Firmen weniger neue Geräte beschaffen und leisten einen Beitrag an die Kreislaufwirtschaft.

Nachhaltigkeit ist für beide Unternehmen ein strategisch wichtiges Thema. Deshalb haben die Projektverantwortlichen unternehmensintern viel Unterstützung erhalten und die Abhollösung trotz hoher Komplexität in nur drei bis vier Monaten umgesetzt. Beide Unternehmen betonen, dass sie die schlanke Projektorganisation und das Know-how der Post schätzen.

Die Post holt defekte Internet-Router und TV-Boxen kostenlos ab.

So gehen defekte Router und TV-Boxen auf Reise

  1. Eine Kundin erhält von ihrem Telco-Anbieter ein Ersatz­gerät mit einer Rücksendeetikette für das defekte Gerät.
  2. Sie ersetzt das defekte Gerät, verpackt es und legt es in den Milchkasten. Wichtig für die Post: Die Lasche der Rücksendeetikette ist gut sicht­bar.
  3. Der Postbote bzw. die Postbotin holt das Gerät auf der nächsten Tour ab und transportiert die Geräte beider Telco-Anbieter zur regionalen Filiale der Post, wo sie gesammelt werden.
  4. Wenn der Rollcontainer gut gefüllt ist, reist er weiter in ein grösseres Briefzentrum. Hier werden die Geräte nach An­bieter sortiert und an den jewei­ligen Refurbisher weitergeleitet.
  5. Der Refurbisher scannt das eingetroffene Gerät, ordnet es der Kundin zu (damit diese keine Mahnung erhält), analysiert, repariert und frischt es auf. So wird aus dem defekten ein einsatzbereites neu­wertiges Gerät.
  6. Defekte Geräte, die nicht mehr reparabel sind, werden an ein Schweizer Recyclingunternehmen übergeben, das sie fachgerecht entsorgt und dabei die wertvollen Rohstoffe zurückgewinnt, die dann wieder in Umlauf gelangen.
Verarbeitung im Briefzentrum Zürich-Mülligen.

Wie in allen Projekten kommt es auch bei der Abhollösung der Post auf das Zusammenspiel vieler Details an, die über den Erfolg entscheiden.

Das Gold versteckt sich in den Details. «Für uns war das Tracking der defekten Geräte ein Knackpunk», so Venhar Fazliu. «Es ist uns wichtig, dass sie nicht zu lange zwischengelagert werden, damit Kundinnen und Kunden nicht gemahnt werden, ihr Gerät noch zurückzusenden. Ausserdem möchten wir kein Gerät verlieren.»

Die Filiale der Post stellt eine Quittung für ein Paket aus. Aber zu Hause? «Wir haben uns für eine einfache Lösung entschieden: Mit der Rücksendeetikette erhalten die Kundinnen und Kunden auch ein Doppel mit der Tracking-Nummer, das sie als Bestätigung behalten können.»

Für Yvonne Bähler hat die gut durchdachte Rücksendeetikette einen grossen Anteil am Erfolg der Abhollösung. Die Swisscom hat ihre Kundinnen und Kunden an der Gestaltung der Rücksendeetikette beteiligt, damit sie intui­tiv verständlich ist und genutzt wird.

Beide Telco-Anbieter haben Interesse daran, möglichst viele wertvolle Geräte zurückzuerhalten und dem Kreislauf wieder zuzuführen. Sie sehen grosses Potenzial, die Lösung zu skalieren und auch in anderen Fällen anzubieten, etwa bei einer Vertragskündigung.

Nespresso hatte 2018 den Anfang gemacht. Später folgten PET-Recycling Schweiz, Swisscom, Sunrise UPC und weitere Kunden mit ihren Produkten und Lösungen. Ein Markt, in dem Abhollösungen viel Potenzial bieten, ist zum Beispiel die Food-Delivery-Branche. Im ersten Jahr der Pandemie ist der Food-Delivery-Markt in der Schweiz um 64 Prozent gewachsen. Leider ist das indische Nachtessen meist noch in Einwegbehältern verpackt. Was würden Sie mit Mehrwegbehältern tun, wenn Samosas, Curry und Naan aufgegessen sind? Dem Lieferdienst zurückbringen? Oder gar dem Restaurant? Die Post arbeitet aktuell an einem Pilotprojekt mit Heimlieferdiensten und nimmt Mehrwegbehälter über den Milchkasten zurück.

Refurbishing, Recycling und Neuinstallation der Internet-Router und TV-Boxen.

Kreislaufwirtschaft: Win-win-Lösung für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft

In der linearen Wirtschaft, auch bekannt als Wegwerfwirtschaft, werden Rohstoffe abgebaut, Produkte hergestellt, verkauft, konsumiert und weggeworfen oder eben recycelt. Eine nachhaltigere Zukunfts­perspektive bietet die Kreislaufwirtschaft, in der Güter und Stoffe so lange wie möglich in Gebrauch und im Kreislauf gehalten werden: von der Rohstoffgewinnung über das Design, die Produktion und die Distribution eines Produkts bis zu seiner möglichst langen Nutzungsphase und zum Recycling. Logistik ist ein grosser Hebel und kann dazu beitragen, den Energieaufwand in verschiedenen Phasen des Kreislaufs zu verringern.

Die Post begleitet jedes Projekt gesamthaft

Der Antrieb der Post ist grün. Wir nehmen so die Verantwortung gegenüber unseren Kundinnen und Kunden und der Schweiz auch im Bereich der Nachhaltigkeit wahr und handeln heute für morgen.

Deshalb bieten wir Geschäftskunden innovative Logistikangebote wie die Abhollösung, die die Kreislaufwirtschaft unterstützen. Wir set­zen dabei ausschliesslich auf bestehende Transportwege sowie Synergien über den ganzen Konzern hinweg und können so Logistikwege noch effizienter nutzen. Das betrifft die Kundenbedürfnisse, kann die Kosten entscheidend optimieren und ist eine wichtige Massnahme für eine nachhaltigere Wirtschaft.

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